Paradiesische Armut
Land und Leute
27. Juni 2023
Mosambik, "das Land der guten Menschen". Diese Sage reicht bis weit in die Vergangenheit zurück und bestätigt sich auch noch heute.
Von einem freundlichen "Olá, como estão?", über ein Lächeln mit Handgruß auf der Straße bis hin zu ehrlicher Hilfsbereitschaft durften wir alles miterleben. Die Einwohner der Küstenregion Inhabame heißen sowohl Touristen als auch Expats herzlich willkommen.
Das Leben in Mosambik findet größtenteils draußen statt. Ummantelt von einer paradiesischen Silhoutte aus Palmen und vielerorts prachtvoller Flora und Fauna, sind die Menschen in Wellblech- oder Betonziegelhütten und im südlichen Afrika typischen "Rondaveln" (Rundhütten aus aneinander geflochtenen Holzstangen mit Schilfdach) zu Hause. Vor den Hütten wird gekocht, gearbeitet, verhandelt, flaniert und kunstvoll Frisuren geflochten.
Der lebhafte Trubel ist uns auch von den einheimischen Märkten bekannt. Besonders der Markt in Tofo ist einen Besuch wert. Von Handelswaren über frisches Gemüse, Obst oder Fisch, bishin zu mosambikanischen Mamas, die täglich frisch gekochtes Matapa mit Reis, Bohnen oder Hühnchen anbieten. Matapa ist eines DER einheimischen Gerichte, das mit oder ohne Seafood immer eine leckere Mahlzeit ist und aus Maniokblättern (Yuca in Lateinamerika) zu einer Art Brei verarbeitet wird.
Besonders faszinierend sind die mosambikanischen Frauen. Trotz ihres in der Gesellschaft noch immer schlechter gestellten Daseins, strahlen sie eine beeindruckende Eleganz und Selbstbewusstsein aus. In bunten Tüchern gekleidet, meist mit Kind unter dem Arm oder auf dem Rücken, balancieren sie gekonnt Körbe auf ihren Köpfen. Am Baobab Beach in Vilanculos gehen sie häufig lachend und singend in Gruppen den Strand entlang und beleben die Gegend. In Anbetracht dessen, dass in Mosambik auch heute noch teilweise unglaublich jung verheiratet wird, ist es für uns keine Überraschung, dass es die Frauen sind, die die mosambikanischen Familien zusammenhalten.
Herrausragend sind zudem Live-Konzerte einheimischer Bands. African Roots Music, teils mit Latino- oder Reggae-Einfluss, schafft einen ganz besonders lebensfreudigen Vibe, der fast jeden mitreißt und man kaum ruhig sitzen bleiben kann. Feiern und vor allem Tanzen können die Mosambikaner!
Mosambik - lebensfroh und hoffnungsvoll. Und trotzdem: Mosambik gehört zu den ärmsten Ländern der Welt.
Das deutsche Reich und Portugal umkämpften, besetzten und kolonialisierten das heutige Mosambik während und nach dem ersten Weltkrieg, bis das Land 1975 seine Unabhängigkeit von Portugal erkämpfte. Aufgrund dessen wird bis heute neben den rund 40 nativen Bantu-Sprachen als Amtssprache portugiesisch gesprochen. Bestätigt durch Erzählungen und Berichten in Gesprächen mit Einheimischen und Zugezogenen, hatte die mosambikanische Bevölkerung nach ihrer endlich erreichten Unabhängigkeit schwierige Startbedingungen. Nicht zuletzt aufgrund der ökonomischen und sozialen Unterdrückung seiner vormaligen Besatzer war Mosambik gespalten und verfiel kurz nach dem Erreichen seiner Unabhängigkeit in einen bis 1992 andauernden Bürgerkrieg. Die Nachwehen dessen sind noch immer spürbar. Bis heute fehlt es in weiten Teilen an Bildung, Know-How und Perspektiven.
Interesse an Mosambik haben nicht nur Expats und Touristen, die das Land für ihre wunderschöne Küste, National Parks und ihre sympathische Bevölkerung schätzen. Auch Industrienationen wie China und internationale Großkonzerne erkennen ökonomische Potenziale in Fischfang oder der Schirfung von Edelsteinen. Sie klopfen an... oder sind schon da. Das Land ist reich an natürlichen Ressourcen und Bodenschätzen. Zudem ist es agrartechnisch sehr fruchtbar, nachdem es eine längere Dürreperiode Mitte des letztens Jahrhunderts überstanden hatte.
Wie in vielen Teilen dieser Welt ist die politische Lage in Mosambik nicht unbedingt entspannt. Ein Präsident, der versucht eine dritte Amtszeit zu erreichen, obwohl gemäß Verfassung nur zwei vorgesehen sind oder die für Entwicklungsländer oftmals nicht untypische, herrschende Korruption in verschiendenen Ausmaßen sind nur ein paar Beispiele, die zu Unverständnis in Teilen der Bevölkerung führen. Wenn die Menschen können, dann nehmen sie es mit Humor.
... Und trotzdem oder genau deswegen: Wir sind dankbar und freuen uns, Mosambik bereist zu haben. Wir haben das Gefühl, das Land ist aufstrebend, das sich etwas bewegt. Rückenwind durch nachhaltigen Tourismus und Zuziehende, die Wissen mitbringen und vermitteln tut gut. Aber auch wir nehmen uns vieles mit, denn die Menschen hier können und wissen einiges, was wir lernen oder bewundern durften. Muito obrigado Moçambique, um prazer em conhecê-lo. Tchau tchau!